Das geopolitische Konzept des Lebensraums war die Idee, dass die Landerweiterung für das Überleben eines Volkes unerlässlich ist. Der ursprünglich zur Unterstützung des Kolonialismus verwendete Naziführer Adolf Hitler passte das Konzept des Lebensraums an, um sein Streben nach einer deutschen Expansion nach Osten zu unterstützen.
Das Konzept des Lebensraums geht auf den deutschen Geographen und Ethnographen Friedrich Ratzel (1844-1904) zurück. Ratzel untersuchte, wie Menschen auf ihre Umwelt reagierten und war besonders an menschlicher Migration interessiert.
1901 veröffentlichte Ratzel einen Aufsatz mit dem Titel "Der Lebensraum", in dem er unterstellte, dass alle Völker (sowie Tiere und Pflanzen) ihren Lebensraum erweitern müssten, um zu überleben.
Viele in Deutschland glaubten, Ratzels Konzept des Lebensraums unterstütze ihr Interesse an der Errichtung von Kolonien nach dem Vorbild des britischen und des französischen Reiches.
Hitler dagegen ging noch einen Schritt weiter.
Im Allgemeinen stimmte Hitler dem Konzept der Erweiterung zu, um mehr Lebensraum für das deutsche Volk zu schaffen. Wie er in seinem Buch feststellte, mein Kampf:
[W] ohne Rücksicht auf "Traditionen" und Vorurteile muss es [Deutschland] den Mut finden, unser Volk und seine Kraft für einen Vormarsch auf dem Weg zu sammeln, der dieses Volk von seinem gegenwärtig eingeschränkten Lebensraum zu neuem Land und Boden führen wird, und befreien sie damit auch von der Gefahr, von der Erde zu verschwinden oder anderen als Sklavennation zu dienen.
- Adolf Hitler, mein Kampf 1
Anstatt jedoch Kolonien hinzuzufügen, um Deutschland größer zu machen, wollte Hitler Deutschland innerhalb Europas vergrößern.
Denn nicht bei kolonialen Übernahmen müssen wir die Lösung dieses Problems sehen, sondern ausschließlich beim Erwerb eines Siedlungsgebiets, das das Gebiet des Mutterlandes bereichert und damit nicht nur die neuen Siedler am intimsten hält Gemeinschaft mit dem Land ihres Ursprungs, aber für die Gesamtfläche jene Vorteile sichern, die in ihrer einheitlichen Größe liegen.
- Adolf Hitler, mein Kampf 2
Es wurde angenommen, dass die Erweiterung des Lebensraums Deutschland stärkt, indem er zur Lösung innerer Probleme beiträgt, es militärisch stärkt und dazu beiträgt, dass Deutschland durch die Hinzufügung von Nahrungsmitteln und anderen Rohstoffquellen wirtschaftlich autark wird.
Hitler suchte nach Osten nach Deutschlands Expansion in Europa. Aus dieser Sicht fügte Hitler dem Lebensraum ein rassistisches Element hinzu. Mit der Feststellung, dass die Sowjetunion (nach der russischen Revolution) von Juden regiert wurde, gelangte Hitler zu dem Schluss, dass Deutschland das Recht hatte, russisches Land zu übernehmen.
Russland bezog jahrhundertelang Nahrung aus diesem germanischen Kern seiner oberen Leitschichten. Heute kann es als fast vollständig ausgerottet und ausgelöscht angesehen werden. Es wurde vom Juden ersetzt. Es ist für den Russen unmöglich, das Joch des Juden aus eigener Kraft abzuschütteln, und für den Juden ist es ebenso unmöglich, das mächtige Reich für immer aufrechtzuerhalten. Er selbst ist kein Element der Organisation, sondern ein Ferment der Zersetzung. Das Perserreich im Osten ist reif für den Zusammenbruch. Und das Ende der jüdischen Herrschaft in Russland wird auch das Ende Russlands als Staat sein.
- Adolf Hitler, mein Kampf 3
Hitler war klar in seinem Buch mein Kampf dass das Konzept des Lebensraums wesentlich für seine Ideologie war. 1926 erschien ein weiteres wichtiges Buch über Lebensraum - Hans Grimms Buch Volk ohne Raum ("Ein Volk ohne Raum"). Dieses Buch wurde zu einem Klassiker des deutschen Raumbedürfnisses und der Titel des Buches wurde bald zu einem beliebten nationalsozialistischen Schlagwort.
In der nationalsozialistischen Ideologie bedeutete Lebensraum die Expansion Deutschlands nach Osten auf der Suche nach einer Einheit zwischen dem deutschen Volk und dem Land (dem nationalsozialistischen Konzept von Blut und Boden). Die von den Nazis modifizierte Theorie des Lebensraums wurde im Dritten Reich zur deutschen Außenpolitik.
Anmerkungen