Viele deutsche Gedichte feiern die Weihnachtsfeiertage. Zu den besten zählen drei bekannte und kurze Verse der großen Dichter Rainer Marie Rilke, Anne Ritter und Wilhelm Busch. Obwohl sie vor über einem Jahrhundert geschrieben wurden, bleiben sie heute Favoriten.
Hier finden Sie die Originalgedichte in deutscher sowie die englischen Übersetzungen. Dies sind nicht unbedingt wörtliche Übersetzungen, da an einigen Stellen poetische Freiheit genommen wurde, um die Stimme und den Stil der Dichter zu bewahren.
Rainer Marie Rilke (1875-1926) war für das Militär bestimmt, aber ein einsichtiger Onkel zog den in Prag geborenen Studenten aus einer Militärakademie und bereitete ihn auf eine literarische Karriere vor. Vor seinem Eintritt in die Karlsuniversität in Prag hatte Rilke seinen ersten Gedichtband mit dem Titel "Leben und Lieder" veröffentlicht (Leben und Lieder).
Rilke reiste jahrelang durch Europa, hatte Tolstoi in Russland getroffen und in Paris Lyrik gefunden. Zu seinen bekanntesten Werken gehörte "Das Stunden Buch" (Das Stundenbuch, 1905) und "Sonette von Orpheus (1923). Der produktive Dichter wurde von Künstlerkollegen bewundert, aber sonst allgemein von der Öffentlichkeit nicht anerkannt.
"Advent" war eines von Rilkes frühesten Gedichten aus dem Jahr 1898.
Es fährt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der eine Nacht der Herrlichkeit.
Englische Übersetzung von "Advent"
Der Wind im Winterweißwald
treibt die Schneeflocken wie ein Hirte an,
und so mancher Tannenbaum spürt
wie bald sie heilig und heilig erleuchtet sein wird,
und so hört genau zu. Sie erweitert ihre Zweige
auf den weissen pfaden - immer bereit,
Dem Wind widerstehen und auf ihn zuwachsen
diese große Nacht der Herrlichkeit.
Anne Ritter (1865-1921) wurde in Coburg, Bayern, als Anne Nuhn geboren. Ihre Familie zog in jungen Jahren nach New York City, kehrte aber nach Europa zurück, um Internate zu besuchen. Verheiratet mit Rudolf Ritter im Jahr 1884, ließ sich Ritter in Deutschland nieder.
Ritter ist bekannt für ihre Lyrik und "Vom Christkind" ist eines ihrer bekanntesten Werke. Es wird oft mit der ersten Zeile als Titel bezeichnet, häufig übersetzt als "Ich glaube, ich habe das Christkind gesehen". Es ist ein sehr beliebtes deutsches Gedicht, das in der Weihnachtszeit oft rezitiert wird.
Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kommt aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee, mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh,
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.
War drin war, möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack-
denkt ihr, er wäre offen, der Sack?
Zugebunden, bis oben hin!
Doch war gewiss etwas Schönes drin!
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
Englische Übersetzung von "From the Christ Child"
Können Sie es glauben! Ich habe das Christkind gesehen.
Er kam mit einem Hut voller Schnee aus dem Wald,
Mit einer rot gefrosteten Nase.
Seine kleinen Hände waren wund,
Weil er einen schweren Sack trug,
Das schleppte und schleppte er hinter sich her,
Was drin war, willst du wissen?
Sie denken also, der Sack war offen
du frecher, schelmischer Haufen?
Es wurde oben gebunden
Aber drinnen war bestimmt etwas Gutes
Es roch so sehr nach Äpfeln und Nüssen.
Wilhelm Busch (1832-1908) wurde in Widensahl, Hannover, geboren. Besser bekannt für seine Zeichnungen, war er auch ein Dichter und die Kombination der beiden führte zu seinem berühmtesten Werk.
Busch gilt als "Pate der deutschen Comics". Sein Erfolg resultierte aus der Entwicklung kurzer und humorvoller Zeichnungen mit komödiantischen Texten. Die berühmte Kinderserie "Max und Moritz" war sein Debüt und gilt als Vorläufer des modernen Comics. Er wird heute mit dem Wilhelm Busch Deutschen Museum für Karikatur- & Zeichenkunst in Hannover geehrt.