Tanystropheus ist eines dieser Meeresreptilien (technisch gesehen ein Archosaurier), die aussahen, als stamme es direkt aus einem Cartoon: Sein Körper war relativ unauffällig und eidechsenartig, aber sein langer, schmaler Hals erstreckte sich über eine unverhältnismäßige Länge von 10 Fuß so lange wie der Rest von Rumpf und Schwanz. Noch seltsamer, aus paläontologischer Sicht, wurde der übertriebene Hals von Tanystropheus nur von einem Dutzend extrem verlängerter Wirbel gestützt, während die langen Hälse der viel längeren Sauropodendinosaurier der späteren Jurazeit (mit denen dieses Reptil nur entfernt verwandt war) zusammengebaut wurden aus einer entsprechend größeren Anzahl von Wirbeln. (Der Hals von Tanystropheus ist so seltsam, dass ein Paläontologe ihn vor über einem Jahrhundert als den Schwanz einer neuen Gattung von Pterosauriern interpretierte!)
Name: Tanystropheus (griechisch für "Langhals"); TAN-ee-STROH-fee-us ausgesprochen
Lebensraum: Küsten Europas
Historischer Zeitraum: Spättrias (vor 215 Millionen Jahren)
Größe und Gewicht: Über 20 Meter lang und 300 Pfund
Diät: Wahrscheinlich Fisch
Abgrenzungsmerkmale: Extrem langer Hals; Schwimmhäute an den Hinterfüßen; vierbeinige Haltung
Warum besaß Tanystropheus einen so karikaturistisch langen Hals? Dies ist immer noch umstritten, aber die meisten Paläontologen glauben, dass sich dieses Reptil an den Küsten und Flussbetten des späten Trias in Europa befindet und seinen schmalen Hals als eine Art Angelschnur benutzt, um den Kopf ins Wasser zu stürzen, wenn ein leckeres Wirbeltier oder ein Wirbelloses Tier schwimmt durch. Es ist jedoch auch möglich, wenngleich vergleichsweise unwahrscheinlich, dass Tanystropheus einen primär terrestrischen Lebensstil führte und seinen langen Hals hochhob, um sich von kleineren Eidechsen zu ernähren, die hoch oben in Bäumen thronen.
Eine kürzlich durchgeführte Analyse eines in der Schweiz entdeckten, gut erhaltenen Tanystropheus-Fossils stützt die Hypothese des "Fischerreptils". Insbesondere zeigt der Schwanz dieses Exemplars eine Anhäufung von Calciumcarbonat-Granulat, was so interpretiert werden kann, dass Tanystropheus besonders muskulöse Hüften und kräftige Hinterbeine hatte. Dies hätte ein wesentliches Gegengewicht zum komisch langen Hals dieses Archosauriers geschaffen und verhindert, dass er ins Wasser stürzt, wenn er sich verfängt und versucht, einen großen Fisch "einzuspulen". Eine andere aktuelle Studie bestätigt diese Interpretation und zeigt, dass der Hals des Tanystropheus nur ein Fünftel seiner Körpermasse ausmacht, der Rest konzentriert sich auf den hinteren Teil des Körpers dieses Archosauriers.