Der Jugendstil war eine Bewegung in der Geschichte des Designs. In der Architektur war der Jugendstil eher eine Art Detail als ein Stil. Im Grafikdesign trug die Bewegung dazu bei, eine neue Moderne einzuleiten.
Während des späten 19. Jahrhunderts lehnten sich viele europäische Künstler, Grafiker und Architekten gegen formale, klassische Designansätze auf. Die Wut gegen das industrielle Zeitalter der Maschinen wurde von Schriftstellern wie John Ruskin (1819-1900) angeführt. Zwischen 1890 und 1914, als neue Baumethoden florierten, versuchten die Designer, die unnatürlich hohen, kastenförmigen Strukturen mit dekorativen Motiven zu humanisieren, die auf die natürliche Welt hindeuteten. Sie glaubten, die größte Schönheit liege in der Natur.
Auf ihrem Weg durch Europa durchlief die Jugendstilbewegung mehrere Phasen und erhielt verschiedene Namen. In Frankreich beispielsweise hieß es "Style Moderne" und "Style Nouille" (Nudelstil). Es hieß "Jugendstil" in Deutschland, "Sezessionsstil" in Österreich, "Stile Liberty" in Italien, "Arte Noven" oder "Modernismo" in Spanien und "Glasgow Style" in Schottland.
Jon Milnes Baker, Mitglied des American Institute of Architects, definiert den Jugendstil folgendermaßen:
"Ein Stil der Dekoration und der architektonischen Details, der in den 1890er Jahren populär war und gewundene florale Motive aufwies."
Art Nouveau (französisch für "New Style") wurde vom berühmten Maison de l'Art Nouveau, einer von Siegfried Bing betriebenen Pariser Kunstgalerie, populär gemacht. Die Bewegung war nicht auf Frankreich beschränkt, obwohl die Kunst und Architektur des Jugendstils zwischen 1890 und 1914 in vielen europäischen Großstädten florierte.
Zum Beispiel brannte die norwegische Stadt Alesund 1904 fast bis auf die Grundmauern nieder und über 800 Häuser wurden zerstört. Es wurde während der Zeit dieser Kunstbewegung wieder aufgebaut und wird heute als "Jugendstilstadt" bezeichnet.
In den Vereinigten Staaten wurden Jugendstilideen in den Arbeiten von Louis Comfort Tiffany, Louis Sullivan und Frank Lloyd Wright zum Ausdruck gebracht. Sullivan förderte die Verwendung von Außendekorationen, um der neuen Wolkenkratzerform "Stil" zu verleihen. In einem Aufsatz von 1896 "The Tall Office Building Artistically Considered" schlug er vor, dass die Form der Funktion folgt.
Jugendstil-geprägte Architektur gibt es auf der ganzen Welt, besonders hervorzuheben in den Wiener Gebäuden des Architekten Otto Wagner. Dazu gehören das Majolika-Haus (1898-1899), die Karlsplatz-Stadtbahn (1898-1900), die Österreichische Postsparkasse (1903-1912), die Leopoldskirche (1904-1907) und das Haus des Architekten, die Wagner-Villa II (1912). Das Wiener Secessionsgebäude von Joseph Maria Olbrich (1897-1898) war neben Wagners Werk Symbol und Ausstellungssaal für die Bewegung in Wien.
In Budapest, Ungarn, sind das Museum für Angewandte Kunst, das Lindenbaumhaus und die Postsparkasse gute Beispiele für Jugendstilstile. In der Tschechischen Republik ist es das Gemeindehaus in Prag.
Einige in Barcelona betrachten Anton Gaudis Werk als Teil der Jugendstilbewegung, insbesondere der Parque Güell, der Casa Josep Batlló (1904-1906) und der Casa Milà (1906-1910), die auch als la Pedrera bekannt sind.
In den USA befindet sich ein Beispiel für Jugendstil im Wainwright-Gebäude in St. Louis, Missouri, das von Louis Sullivan und Dankmar Adler entworfen wurde. Es gibt auch das Marquette Building in Chicago, Illinois, das von William Holabird und Martin Roche entworfen wurde. Beide Bauwerke zeichnen sich als schöne historische Beispiele des Jugendstils in der neuen Wolkenkratzerarchitektur der damaligen Zeit aus.
In den 1960er und frühen 1970er Jahren wurde der Jugendstil sowohl in der (manchmal erotischen) Plakatkunst des Engländers Aubrey Beardsley (1872-1898) als auch im Werk des Franzosen Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) wiederbelebt. Interessanterweise waren die Schlafsäle in den USA auch mit Postern im Jugendstil geschmückt.
Quellen