Weit weg vom Reich - die deutsche Kolonialgeschichte und ihre Denkmäler

Die lange und unheimliche Kolonialgeschichte Europas ist noch an vielen Orten erlebbar. Erzwungenes europäisches Erbe wie Sprachen oder das bedrohliche Recht, militärisch einzugreifen, gibt es auf der ganzen Welt. Die verschiedenen Kolonialerzählungen des britischen Empire, der spanischen Marine oder der portugiesischen Händler sind bekannt und werden oft noch als große nationale Vergangenheit gepriesen. Außerhalb Deutschlands wird die Kolonialgeschichte des Landes nicht oft in Deutschland erwähnt, es ist ein ziemlich schmerzhaftes Thema.

Angesichts der Überschattung durch die beiden Weltkriege liegt es an den jüngsten historischen Studien, sie vollständig ans Licht zu bringen. Auch wenn die deutschen Kolonialbemühungen auf dem Weg zur Territorialisierung im Vergleich zu ihren Rivalen nicht gerade erfolgreich waren, sind die deutschen Kolonialkräfte schrecklichen Verbrechen gegen die in ihren Kolonien beheimateten Völker schuldig. Wie so viele europäische Geschichten des 17th,18th, 19th und 20th Jahrhundert fehlt es dem Deutschen nicht an grausamen Taten, die im Namen der Errichtung eines globalen Imperiums begangen wurden.

Deutsch-Ostafrika und Deutsch-Samoa

Obwohl die Deutschen von Anfang an an der europäischen Kolonialexpansion beteiligt waren, begann das Engagement Deutschlands als formelle Kolonialmacht erst spät. Ein Grund war die Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871, davor gab es kein „Deutschland“, das als Nation irgendjemanden kolonisieren könnte. Vielleicht ist das ein weiterer Grund für die dringende Notwendigkeit, Kolonien zu erwerben, was deutsche Beamte zu spüren scheinen.

Ab 1884 baute Deutschland afrikanische Kolonien wie Togo, Kamerun, Namibia und Tansania (einige unter verschiedenen Namen) rasch in das Imperium ein. Ein paar pazifische Inseln und eine chinesische Kolonie folgten. Die deutschen Kolonialbeamten wollten sehr effiziente Kolonisatoren sein, was zu einem sehr rücksichtslosen und brutalen Verhalten gegenüber den Eingeborenen führte. Dies löste natürlich Rebellionen und Aufstände aus, die die Unterdrücker wiederum brutal niederlegten. In Deutsch-Südwestafrika (Namibia) versuchten die deutschen Staats- und Regierungschefs, alle Einwohner von einer deutschen Oberschicht und einer afrikanischen Arbeiterklasse zu trennen - nach einer Ideologie des tiefen Rassismus der Biologen. Diese Art der Trennung war nicht auf deutsche Kolonien beschränkt. Der gesamte europäische Kolonialismus zeigt dieses Attribut. Man kann jedoch sagen, dass die deutschen Streitkräfte am effizientesten waren, wie die Beispiele von Namibia und, eine Generation später, die Besetzung Osteuropas zeigen.

Der deutsche Kolonialismus wurde von schweren bewaffneten Konflikten getrieben, von denen einige zu Recht als Völkermord bezeichnet wurden (z. B. die sogenannten Herero-Kriege, die von ca. 1904 bis 1907 dauerten), da deutsche Angriffe und die folgenden Hungersnöte für den Tod einer geschätzten Person verantwortlich waren 80% aller Herero. Auch die deutschen Kolonien in der „Südsee“ wurden Opfer kolonialer Gewalt. Deutsche Bataillone waren sogar an der Beendigung des Boxeraufstands in China beteiligt.

Die erste Periode des deutschen Kolonialismus endete nach dem Ersten Weltkrieg, als seine Protektorate aus dem Reich genommen wurden, da es nicht geeignet war, eine Kolonialmacht zu sein. Aber das Dritte Reich brachte natürlich eine zweite Periode. Eine Flut von Kolonialdenkmälern in den 1920er, 1930er und 40er Jahren bereitete die Öffentlichkeit auf eine beginnende neue Kolonialzeit vor. Eine, die schnell mit dem Sieg der Alliierten im Jahr 1945 endete.

Erinnerungen und Denkmäler - Deutschlands koloniale Vergangenheit taucht auf

Die letzten Jahre der öffentlichen Debatte und des öffentlichen Diskurses haben deutlich gemacht: Die koloniale Vergangenheit Deutschlands ist nicht mehr zu ignorieren und muss gebührend thematisiert werden. Lokale Initiativen kämpften erfolgreich um die Anerkennung von Kolonialverbrechen (z. B. durch geänderte Straßenbezeichnungen, die den Namen von Kolonialführern trugen), und Historiker betonten, dass Geschichte und kollektives Gedächtnis selbst oft eher ein Konstrukt als eine organisch gewachsene Entwicklung sind.

Die Selbstdefinition einer Gesellschaft oder Gemeinschaft entsteht einerseits durch Abgrenzung und andererseits durch die Konstruktion einer gemeinsamen Vergangenheit durch die Vorstellung einer einheitlichen Größe, wie etwa militärische Siege. Die Komposition letzterer wird durch Denkmäler, Erinnerungsstücke sowie historische Artefakte gestützt. Im Fall der deutschen Kolonialgeschichte werden diese Gegenstände im Dritten Reich stark überschattet und oft nur in ihrem Kontext betrachtet. Die jüngste Geschichte und die Gegenwart zeigen, dass bei der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte noch viel zu tun ist. Viele Straßen tragen noch immer die Namen von Kriegsverbrechern aus der Kolonialzeit, und viele Denkmäler zeigen den deutschen Kolonialismus noch immer in einem exotischen, eher romantischen Licht.