Die deutsche Hauptstadt zieht von Bonn nach Berlin

Nach dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 bemühten sich die beiden unabhängigen Länder auf den gegenüberliegenden Seiten des Eisernen Vorhangs - Ostdeutschland und Westdeutschland - nach mehr als 40 Jahren um eine Vereinigung als eigenständige Einheiten. Mit dieser Vereinigung kam die Frage auf: "Welche Stadt sollte die Hauptstadt eines neuen vereinten Deutschlands sein - Berlin oder Bonn?"

Eine Abstimmung, um die Hauptstadt zu bestimmen

Mit der Anhebung der deutschen Flagge am 3. Oktober 1990 schlossen sich die beiden ehemaligen Länder (Deutsche Demokratische Republik und Bundesrepublik Deutschland) zu einem einheitlichen Deutschland zusammen. Mit dieser Fusion musste eine Entscheidung über die neue Hauptstadt getroffen werden. Die Hauptstadt des Vorkriegsdeutschlands war Berlin gewesen, und die Hauptstadt der DDR war Ostberlin gewesen. Westdeutschland verlegte die Hauptstadt nach Bonn, nachdem es in zwei Länder aufgeteilt worden war.

Nach der Vereinigung trat der Bundestag zunächst in Bonn zusammen. Unter den Anfangsbedingungen des Einigungsvertrags zwischen den beiden Ländern wurde die Stadt Berlin jedoch auch wiedervereinigt und zumindest namentlich zur Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands. 

Eine knappe Abstimmung des Bundestages am 20. Juni 1991 mit 337 Stimmen für Berlin und 320 Stimmen für Bonn entschied, dass der Bundestag und viele Regierungsstellen endgültig und offiziell von Bonn nach Berlin umziehen würden. Die Abstimmung war eng aufgeteilt und die meisten Abgeordneten stimmten nach geografischen Gesichtspunkten.

Von Berlin nach Bonn, dann Bonn nach Berlin

Vor der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg war Berlin die Hauptstadt des Landes. Mit der Teilung in Ost- und Westdeutschland wurde die Stadt Berlin (vollständig von Ostdeutschland umgeben) durch die Berliner Mauer in Ost- und Westberlin geteilt.

Da Westberlin keine praktische Hauptstadt für Westdeutschland sein konnte, wurde Bonn als Alternative gewählt. Der Bau der Hauptstadt Bonn dauerte rund acht Jahre und mehr als zehn Milliarden US-Dollar. 

Der 595 Kilometer lange Umzug von Bonn nach Berlin im Nordosten wurde häufig durch Bauprobleme, Planänderungen und bürokratische Immobilisierung verzögert. Mehr als 150 nationale Botschaften mussten gebaut oder ausgebaut werden, um als Auslandsvertretungen in der neuen Hauptstadt zu fungieren. 

Schließlich trat der Deutsche Bundestag am 19. April 1999 im Reichstagsgebäude in Berlin zusammen, um die Verlegung der deutschen Hauptstadt von Bonn nach Berlin zu signalisieren. Vor 1999 hatte sich das deutsche Parlament seit dem Reichstagsbrand von 1933 nicht mehr im Reichstag getroffen. Der neu renovierte Reichstag enthielt eine Glaskuppel, die ein neues Deutschland und eine neue Hauptstadt symbolisierte.

Bonn Jetzt die Bundesstadt

Durch ein Gesetz von 1994 in Deutschland wurde festgelegt, dass Bonn den Status als zweite offizielle Hauptstadt Deutschlands und als zweite offizielle Heimat der Bundeskanzlerin und des Präsidenten Deutschlands behalten soll. Außerdem sollten sechs Regierungsministerien (einschließlich Verteidigungsministerien) ihren Sitz in Bonn behalten.

Bonn wird wegen seiner Rolle als zweite Bundeshauptstadt "Bundesstadt" genannt. Nach Angaben der New York Times befanden sich 2011 "von den 18.000 Beamten der Bundesbürokratie immer noch mehr als 8.000 in Bonn".

Bonn hat eine relativ kleine Bevölkerung (über 318.000) für seine Bedeutung als Bundesstadt oder zweite Hauptstadt von Deutschland, einem Land mit mehr als 80 Millionen Einwohnern (in Berlin leben fast 3,4 Millionen). Bonn wurde scherzhaft als Bundeshauptstadt ohne nennenswertes Nachtleben bezeichnet. Trotz ihrer geringen Größe hatten viele (wie aus der engen Abstimmung des Bundestages hervorgeht) gehofft, dass die malerische Universitätsstadt Bonn zur modernen Heimat der wiedervereinigten deutschen Hauptstadt werden würde. 

Probleme mit zwei Hauptstädten

Einige Deutsche bezweifeln heute, dass es ineffizient ist, mehr als eine Hauptstadt zu haben. Die Kosten für den kontinuierlichen Personen- und Dokumentenflug zwischen Bonn und Berlin betragen jährlich Millionen Euro.

Die deutsche Regierung könnte viel effizienter werden, wenn Zeit und Geld nicht für Transportzeiten, Transportkosten und Entlassungen verschwendet würden, da Bonn weiterhin die zweite Hauptstadt ist. Zumindest auf absehbare Zeit wird Deutschland Berlin als Hauptstadt und Bonn als Mini-Hauptstadt behalten.

Ressourcen und weiterführende Literatur

  • Cowell, Alan. "In Deutschlands Hauptstädten, Erinnerungen an den Kalten Krieg und an kaiserliche Geister." Die New York Times, 23. Juni 2011.